Das Kirchenjahr

Die Feste feiern, wie sie fallen

Ob es nun Weihnachten ist, wo daran erinnert wird, dass Gott das Dunkel menschlichen Lebens erhellt, oder Ostern, der Triumph der Auferstehung über den Tod: Wer das Kirchenjahr mitfeiert, lernt das Wesentliche des christlichen Glaubens kennen.

Aber wer sich auf das Kirchenjahr einlässt, der erfährt noch mehr: So wie sich die Situationen des wahren Lebens mit ihren Höhen und Tiefen abwechseln, so wechseln auch die Feste des Kirchenjahrs: Karfreitag hat mit dem Dunkel von Leiden und Trauer zu tun und wird noch nicht vom Licht des Ostermorgens erhellt. An Ostern aber hat dann auch wirklich der Triumph des auferstandenen Lebens seinen Platz.

So holt das Kirchenjahr unseren Alltag aus seiner Eintönigkeit heraus, hilft uns aber in Wahrheit, die Vielgestaltigkeit unseres eigenen Lebens wahrzunehmen.

 

 
 
 
 

Advent

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

Warten auf die Ankunft Gottes auf Erden

In der Zeit vor Weihnachten begeht die Christenheit den Advent. Die vier Adventssonntage geben dieser Festzeit ihren Rahmen. Seit rund 1.600 Jahren wird Advent gefeiert.

Der Begriff stammt von dem lateinischen Wort "adventus" und bedeutet übersetzt "Ankunft". In der Adventszeit warten die Christen auf die Ankunft Gottes auf Erden.

Weihnachten bringt diese Ankunft. Mit der Geburt des Kindes Jesus kommt Gott in unsere Welt. Die biblischen Erzählungen vom Stall in Bethlehem, von Maria und Josef, Ochs und Esel, den Engeln, den Hirten und den Heiligen drei Königen, beschreiben auf wundervolle Weise diese Menschwerdung Gottes.

Die Adventszeit soll eine Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Gottes sein. Daher ist der Advent als eine Zeit der Besinnung und der Umkehr gedacht. Jeder Mensch soll prüfen, was er im Blick auf das Kommen Gottes, in seinem Leben verändern und besser machen könnte.

Vielen Menschen gilt der Advent als eine der schönsten Zeiten des Jahres.  Die Vorbereitung auf Weihnachten, das Schmücken des Hauses, das Backen von Weihnachtsgebäck, besinnliche Stunden in der Familie, Weihnachtsmärkte, Adventsfeiern und Gemeindefeste geben dieser Zeit ihr ganz besonderes Gepräge.

Viele Menschen feiern den Advent mit einem Adventskranz aus Tannenzweigen. Der Kranz wird festlich geschmückt und trägt vier Kerzen. Zu jedem Adventssonntag wird eine weitere Kerze angezündet. Den ersten Adventskranz in Deutschland hat Johann Hinrich Wichern im Jahr 1839 aufgestellt. Er sollte die Ungeduld seiner Waisenkinder im so genannten "Rauhen Haus" auf Weihnachten zügeln. Auf einem Holzreifen wurden damals 23 Kerzen angebracht und täglich weiter angezündet. Vier große, weiße Kerzen symbolisierten die Sonntage bis Weihnachten. Der Advent hat auch eine besondere Bedeutung für das Kirchenjahr. Mit dem Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Eine Woche nach dem Sonntag, an dem der Verstorbenen gedacht wurde, beginnt symbolisch mit dem Advent das neue Leben. Der Tod ist nicht das Ende, Gottes Kommen in die Welt hat den Tod besiegt. Im Advent warten wir deshalb nicht nur auf das Kind in der Krippe, sondern auch auf den wiederkommenden Christus, den Erlöser und Schenker ewigen Lebens.

 

 

 
 

„Eine feine und äußerliche Zucht“

Die Adventszeit galt über viele Jahrhunderte als Fastenzeit

Glühwein, Bratwurst und gebrannte Mandeln, dazu viele Lichter und Klimbim, Shopping und Hektik. Von einer besinnlichen Zeit ist im Advent wenig zu spüren, so viele Kritiker eines weihnachtlichen Konsumrauschs. Dabei war die Adventszeit traditionell eine Zeit des Verzichts und des Fastens. 

Adventszeit als Fastenzeit? Zumindest ist sie das in der Liturgie der Kirche(n). Die liturgische Farbe im Advent ist violett. Violett entsteht aus Rot als Farbe für Fleisch und Blut und Blau als Symbol für den Himmel, als Symbol für den Bereich Gottes. Die Farbe steht für Besinnung und Gebet, für Buße und Umkehr. Sie wird in der Vorbereitungszeit auf die hohen, kirchlichen Feste verwendet – in der Advents- und Passionszeit und am Buß- und Bettag.

Im christlichen Rom ab etwa 400 nach Christus war der Advent eine Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft des Erlösers in seiner Menschwerdung. Es spricht vieles dafür, dass es dort insgesamt sechs Adventssonntage gab. In Gallien hingegen gedachte man eher der endzeitlichen Wiederkunft Christi. Beides findet sich bis heute in der Prägung der Adventssonntage und natürlich in den Adventsliedern, etwa in „Der jüngste Tag ist nun nicht fern“ (Evangelisches Gesangbuch 6,2).

Fasten vom Martinstag bis Epiphanias

Das erste schriftliche Zeugnis für die Adventszeit findet sich bei Bischof Perpetuus von Tours (nach 490 nach Christus). Er fordert, dass in der Zeit zwischen dem 11. November und dem Weihnachtsfest dreimal in der Woche gefastet wird und deutet an, dass es früher ein achtwöchiges Fasten zwischen dem 11. November und dem Epiphaniasfest (6. Januar) gab. Warum der 11. November? Perpetuus, der Nachfolger des Heiligen Martin von Tours, legte dessen Gedenktag auf den 11. November, dem Tag von Martins Bestattung. In der Folge hatte Perpetuus ein geistliches und kirchenpolitisches Interesse, diesen Tag gebührend zu feiern und in der Gemeinde zu verankern.

Im Lauf des Mittelalters wurde die Adventszeit auf vier Sonntage beschränkt. Dies wurde auf dem Konzil von Trient in der Zeit um 1550 bestätigt und von Papst Pius V. 1570 für verbindlich erklärt. In einigen Diözesen, etwa in Mailand, gilt aber bis heute eine sechswöchige Adventszeit. Allerdings ist das Adventsfasten heute nicht mehr verbindlich.

In der Ostkirche nur Gemüse, Kartoffeln und Brot erlaubt

In der Ostkirche spricht man nicht vom Adventsfasten, sondern vom Philippusfasten. Es reicht vom Gedenktag des Apostels Philippus am 14. November bis Weihnachten, beziehungsweise vom 28. November bis zum 6. Januar in der russisch-orthodoxen Kirche. Dabei werden die Fastenregeln immer strenger, je näher das Weihnachtsfest rückt. In den letzten Tagen vor Weihnachten sind nur noch Gemüse, Kartoffeln und Brot erlaubt.

Fasten eine „feine und äußerliche Zucht“

Aus evangelischer Sicht ist das Fasten ein äußerlicher Brauch, der nicht für das Heil wichtig ist. Es kann aber hilfreich sein, durch den bewussten Verzicht auf manche Dinge den Kopf für das Wesentliche frei zu bekommen. Die Reformatoren verstanden also das Fasten als „feine und äußerliche Zucht“ des Einzelnen, das man nicht zum Gesetz machen darf. Martin Luther schreibt im „Sermon von den guten Werken“: „Wenn einer fände, dass ihm vom Fasten der Kopf wüst und toll oder der Leib und der Magen verderbt würde […], so soll er das Fasten ganz gehen lassen und essen, schlafen, müßig gehen, so viel ihm zur Gesundheit nötig ist.“

Es muss also jeder Mensch selbst herausfinden, wie er die Adventszeit begehen möchte. Entscheidend ist, dass wir uns nicht vor lauter Vorbereitung dazu verleiten lassen, den Sinn des Advents zu vergessen: Gott kommt zu uns!

Kirchenrat Frank Zeeb

 

 

Weihnachten

Die Weihnachtsgeschichte

Die Geburt Jesu nach dem Lukas-Evangelium (2,1-20)

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.  Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

 

 
 

Epiphanias

 

Epiphanias

Erscheinungsfest: Kol 1,24-27

Das Fest, das wir am 6. Januar feiern, hat verschiedene Namen. Zum einen heißt es Erscheinungsfest, lateinisch "Epiphanias", zum anderen ist es das "Fest der Heiligen Drei Könige". Allerdings geht dieser Ausdruck auf die Volksfrömmigkeit zurück. Das griechische Wort für die drei Menschen, die sich aus dem Morgenland aufmachten, heißt "Magoi", die "Weisen". Es waren wohl Sterndeuter – ein damals in Babylonien sehr angesehener Stand: Die Babylonier glaubten, dass man aus dem Lauf der Sterne die Zukunft ablesen kann und entwickelten daher eine sehr genaue und wissenschaftlich respektable Astronomie. Eine der Deutungen des "Sterns von Bethlehem" lautet ja, dass mehrere Planeten am Himmel sehr eng zusammenstanden, was nach den Regeln der babylonischen Astrologie durchaus heißen könnte "König – Judäa – Westen".

Nun steht in der Bibel nirgendwo, wann die drei "Weisen" genau nach Bethlehem kamen. Es legte sich daher nahe, dieses Fest auf den 12. Tag nach dem Christfest am 25. Dezember zu legen – denn 12 ist für die Bibel eine heilige Zahl. Damit brachte man gleichzeitig den Christuskalender und den bürgerlichen Kalender in Einklang. Für die Heidenchristen hatte dies zudem den Vorteil, dass heidnische Festtage nun zu christlichen Festtagen wurden: Der 25. Dezember war bei den Römern dem Sonnengott geweiht, der 1. Januar (7. Tag nach dem Christfest: Beschneidung Jesu) war der Jahresbeginn und am 6. Januar feierte man auch in Ägypten die Geburt des Sonnengottes. Vor diesem Hintergrund ist eigentlich klar, weshalb "Licht" das Symbol des Erscheinungsfestes ist und sowohl der Wochenspruch als auch das Wochenlied sich diesem Thema widmen.

Unser Predigtext weist anders auf die "Erscheinung der Herrlichkeit" hin. Der Briefschreiber hat einen guten Grund dafür, in seinem Brief an die Gemeinde in Kolossä den Stern auf keinen Fall zu erwähnen. Diese Gemeinde hatte nämlich eine gewisse Neigung zu besonderen – wir würden heute vielleicht sagen esoterischen – Ansichten. Sie hatten sich ein System zusammengebastelt, in dem Sterne, kosmische Mächte und Gewalten eine Rolle spielten. Zwar gingen sie davon aus, dass Christus der Herr dieser Mächte ist, aber viele Menschen hatten auch hohen Respekt und richtige Angst vor den kosmischen Kräften. Der Autor des Briefes nimmt diese Wertschätzung eines kosmischen Geheimnisses in Kolossä ernst, deutet sie aber völlig anders: Das Geheimnis, das seit Urzeiten verborgen ist, ist nicht durch das Befragen und Erforschen der Gestirne zu lösen. Es ist offenbar, weil Christus zu uns gekommen ist. Dieses Geheimnis ist auch deshalb etwas ganz Besonderes, weil seine Herrlichkeit sich nicht durch großartige Ereignisse am Himmel und auf Erden erweist, sondern im Leiden.
Der 6. Januar ist zudem traditionell ein Tag, der mit der Mission zu tun hat. Die drei Weisen waren ja die ersten Nichtjuden, die zum Glauben an Jesus kamen.

Kirchenrat Frank Zeeb

 

 

Bibelsonntag

Ökumenischer Bibelsonntag

Bibel als gemeinsame Grundlage des Glaubens im Mittelpunkt

Am letzten Sonntag im Januar feiern Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfessionen gemeinsam den Bibelsonntag. Im Mittelpunkt steht dabei die Bibel als Fundament, das die verschiedenen Konfessionen als Grundlage miteinander verbindet.

Viele Kirchengemeinden verschiedener Konfessionen in Württemberg und im gesamten deutschsprachigen Raum verbinden Bibelsonntag und die dazugehörige Bibelwoche zu einer Veranstaltungsreihe, die seit 1982 immer Ende Januar begangen wird.

 

 
 

Fastenzeit

Die 40-tägige Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und dauert an bis Karsamstag, dem Tag vor dem Osterfest.

 

Fastenzeit

Sich daran erinnern, den Weg Jesu mitzugehen

Beginn der Fastenzeit

Schon die frühe Kirche beging die 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Karsamstag, die dem Osterfest vorausgehen, als Fastenzeit. Der Gedanke dahinter ist die bewusste Ausrichtung auf die bevorstehende Feier von Tod und Auferstehung von Jesus Christus.

Evangelische Christen fasten nicht, weil sie sich dazu verpflichtet fühlen, sondern freiwillig. Damit liegen sie auf einer Linie mit Martin Luther, der selber fastete, sich aber gegen einen damals vorherrschenden Zwang zum Fasten aussprach: „Kein Christ ist zu den Werken, die Gott nicht geboten hat, verpflichtet.“ Aber dennoch werden Christen durch die Praxis des Fastens daran erinnert, dass sie den Weg von Jesus Christus mitgehen. Sein Weg führte durch Leiden und Tod zum Leben.

Die Praxis des Fastens muss man nicht unnötig eingrenzen auf den Radikalverzicht auf Nahrungsmittel. Unter Fasten kann im weiteren Sinne auch die Entscheidung für einen –zunächst zeitlich begrenzten - bewussteren Umgang mit dem (eigenen) Leben verstanden werden. So lassen in Deutschland jedes Jahr Millionen Menschen bei der Aktion „7-Wochen-ohne“ die Finger vom Alkohol, vom Rauchen oder von der Schokolade. Andere räumen den Fernseher auf den Dachboden. Viele machen dabei die Erfahrung von neuer Freiheit. Und bei manchen wird der zeitweise Verzicht auf schlechte Gewohnheiten sogar zur dauerhaften Angewohnheit.

Und schließlich: Wer an einem Punkt seinen Lebensstil in Frage stellen lässt, wird das Fasten vielleicht auch umfassender entdecken wollen. Nicht unbedingt im Sinne des totalen Essensverzichts, aber doch als einen verantwortlicheren und maßvolleren Umgang mit der Schöpfung, mit dem Leben der anderen und dem eigenen. Gottes Gaben maßvoll gebrauchen, könnte ein Fastenprogramm sein für Menschen, die in der christlichen Freiheit zum Leben weiter voranschreiten möchten.

Dazu passt auch die jährliche ökumenische Fastenaktion #Klimafasten, die zu einem sorgsamen Umgang mit Energie und anderen natürlichen Ressourcen anregen möchte. Auch das Umweltreferet der Landeskirche beteiligt sich daran mit Veranstaltungen und Materialien.

Bei der Zählung der 40 vorösterlichen Fastentage werden die Sonntage als Feiertage der Auferstehung nicht mitgerechnet. Die Zeitspanne von 40 Tagen erinnert an den entsprechenden Zeitraum, den Mose auf dem Sinai beim Empfang der Gebote zubrachte, in dem ferner der Prophet Elia durch die Wüste wanderte, und in dem auch Jesus selber fastete, als er von dem Bösen versucht wurde.

Stefan Wittig

 

MEHR INFORMATIONEN

 

Ostern

Karfreitag und Ostern

Der Mittelpunkt des christlichen Glaubens

Mit Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern kommt das Kirchenjahr zu einem entscheidenden Höhepunkt. Nachdem an Weihnachten die Geburt Jesu gefeiert worden ist, erinnern die Christen in aller Welt nun an sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung. In der Osterfeier mit der vorangehenden Karwoche ist der Ursprung des späteren Kirchenjahrs zu finden.

Die Terminierung der Feiertage lässt sich - entgegen dem Datum des Weihnachtsfestes - an der biblischen Überlieferung festmachen. So wurde Jesus nach den Berichten der Evangelien während des jüdischen Passafestes gekreuzigt. Dieses Fest aber hat nach dem jüdischen Mondjahrkalender seinen Platz zum Zeitpunkt des ersten Frühlingsvollmonds. Infolge dessen wird das christliche Osterfest im gregorianischen Sonnenjahrkalender variierend an dem Sonntag gefeiert, der auf den ersten Vollmond nach dem kalendarischen Frühlingsbeginn folgt. Dementsprechend wird Ostern frühestens am 22. März, spätestens am 25. April gefeiert.

Der Inhalt der Feiertage bezieht sich auf die Überlieferung der ersten drei Evangelien im Neuen Testament.

 

Jesus zieht in Jerusalem ein

Jesus macht sich auf den Weg nach Jerusalem. Oben, auf dem Ölberg bleibt er stehen. Er schaut hinunter auf die Stadt. Weiß er, was ihn dort erwartet? Weiß er, wie nah Jubel und Verachtung beieinander liegen? Wie schnell die Leute einen fallen lassen?

Seine Jünger schickt er voraus. "Holt ein Eselfüllen." Auf ihm reitet er in die Stadt. Und die Menschen, die auf der Straße stehen, legen Kleider auf den Weg und grüne Zweige. Ein Teppich, nicht rot, sondern aus bunten Stoffen und grünen Blättern. "Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!", so rufen die Menschen vor und hinter ihm. Vermutlich rufen sie es aufrichtig. Es tut gut, jemanden bewundern zu können. Sich für etwas zu begeistern. Als König begrüßen sie Jesus. Begreifen sie, dass sich hier einer ein Symbol der Bescheidenheit gewählt hat, den Esel? Der, den sie bejubeln, will ein Friedenskönig sein.

An Palmsonntag feiern wir diesen Einzug Jesu nach Jerusalem. Es ist der Sonntag vor Ostern, der letzte der Passionszeit. Er ist der Beginn der Karwoche, aber auch schon ein Vorblick auf Ostern. In vielen Gemeinden wird in der Woche vor Ostern eine tägliche Andacht angeboten.

 

Einsetzung des Heiligen Abendmahls

Die Bezeichnung des Donnerstags in der Karwoche als Gründonnerstag stammt von dem mittelhochdeutschen Wort "greinen" (weinen, klagen). Damit ist Bezug genommen auf das Klagegebet Jesu am Abend im Garten Gethsemane. An Gründonnerstag erinnern sich die Christen aber auch daran, dass Jesus gemeinsam mit seinen Freunden zu Abend gegessen hat. Dies geschah nach den Erzählungen des Neuen Testaments als Feier des jüdischen Passahmahls.

Die Feier des Abendmahls am Donnerstag vor Ostern gehört zu den ältesten gottesdienstlichen Traditionen im Christentum. In Anlehnung an das von Jesus gefeierte Abendmahl laden auch evangelische Kirchengemeinden heutzutage am Abend des Gründonnerstags zu einem Abendmahlsgottesdienst ein. In vielen Gemeinden wird dieses Abendmahl in freier Form gefeiert; auch als gemeinsames Essen.

 

Der Sterbetag Jesu

Der Name kommt aus dem Althochdeutschen, wo "kara" Wehklage bedeutet. Für viele evangelische Christen hat der Karfreitag eine besondere Bedeutung. Dieser Tag erinnert an das Leiden und Sterben Jesu in besonderer Form: Die schwarzen Paramente an Altar und Kanzel heben den Karfreitagsgottesdienst ebenso hervor wie die Tatsache, dass die Altarkerzen an diesem Tag nicht brennen.

In der biblischen Leidensgeschichte Jesu kommen die Ereignisse in Jerusalem am Karfreitag zu ihrem Höhepunkt. Nach der Festnahme Jesu in der Nacht von Donnerstag auf Freitag muss schnell entschieden werden, was mit ihm geschehen soll. Denn am darauffolgenden Tag, dem Sabbat, muss alles ruhen. So wird die Hinrichtung Jesu beschlossen und an der traditionellen Hinrichtungsstelle Jerusalems, der Schädelstätte (= Golgatha) vollzogen. Am gleichen Abend noch wird der Leichnam Jesu vom Kreuz abgenommen und beigesetzt, damit der Sabbat ungestört anbrechen kann.

 

Höhepunkt im Kirchenjahr

Christen aller Konfessionen feiern den Karfreitag im Zusammenhang mit Ostern als eines der höchsten Feste des Kirchenjahrs. Nach christlichem Glauben litt und starb Jesus aufgrund seiner Predigt über Gott den Märtyrertod und nahm als "Gottesknecht" im Kreuzestod freiwillig die Schuld aller Menschen auf sich. Durch den Tod und die Auferstehung Jesu wird dem Christen Sündenvergebung und damit Errettung aus dem Tod und ewiges Leben ermöglicht. In Kreuz und Auferstehung wird für Christen deutlich, dass die im Gottessohn geglaubte Zuwendung des Schöpfergottes zu den Menschen eben nicht an Gewalt und Tod ihre Grenzen findet. Das Karfreitagsgeschehen ist nicht für sich genommen zu betrachten, sondern steht in einer Reihe mit Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Nicht der Tod Jesu ist alleine das Große, sondern der Sieg Jesu über Hölle, Tod und Grab.

In vielen evangelischen Gemeinden ist der Empfang des Abendmahls an diesem Tag ein fester Bestandteil des Gottesdienstes. In anderen Kirchengemeinden wird der Karfreitag in altkirchlicher Tradition bewusst ohne Abendmahl gefeiert. Als liturgische Farbe gilt schwarz, auch wenn häufig auf jegliche Paramente verzichtet wird. Die Altarkerzen brennen an diesem Tage nicht und auch auf Blumenschmuck wird gewöhnlich verzichtet. Zudem schweigen am Karfreitag – wie auch am Karsamstag –mancherorts in Anlehnung an die katholische Tradition sämtliche Glocken oder es läutet nur die größte Glocke. In manchen evangelischen Kirchen findet neben dem Hauptgottesdienst am Morgen oder stattdessen eine Feier zur Todesstunde Jesu um 15 Uhr oder eine musikalische Aufführung, etwa der Johannespassion, statt.

 

Die Auferstehung setzt die Regeln der Welt außer Kraft

"Christ ist erstanden" klingt der alte Osterruf in den Gottesdiensten am Morgen des Ostersonntags. Die gefeierte Botschaft: Gott hat den gekreuzigten Jesus von Nazareth auferweckt. Er ist bleibender Sieger über Unheil, Finsternis und Tod. Und dieser Sieg betrifft das Leben aller, die davon erfahren.

Deshalb ist Ostern der Beginn der christlichen Kirche und ihrer Weltmission. Auch der für die Ostkirche charakteristische Ruf ist in einigen evangelischen Gemeinden zu hören: "Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden." Ostern beginnt mancherorts mit der Osternachtfeier. Hier geht es um die große Wende von der Trauer zur Freude, vom Fasten zum Feiern, von der Dunkelheit zum Licht.

Nach biblischer Überlieferung waren Frauen die ersten, die entdeckten, dass Jesus auferstanden ist. Anschließend, so wird in den Evangelien berichtet, ist der Auferstandene noch den Jüngern und einigen anderen an unterschiedlichsten Orten begegnet. Die ersten Christen haben die Auferstehung Jesu jeden Sonntag gefeiert, denn dieser Tag war der Wochentag, mit dem sie die Auferstehung verbanden. Wahrscheinlich schon ab dem frühen 2. Jahrhundert begannen Christen das Auferstehungsfest in einer besonderen Weise im jährlichen Zyklus zu begehen. Mit dem späteren Kirchenkalender hat sich dann im Anschluss an Ostern eine 50-tägige Osterzeit herausgebildet, die mit dem Pfingstfest endet.

Das Fest der Auferstehung Christi wird in der Christenheit entweder nach dem zeitnahen jüdischen Passafest Pascha (lat.: pasca, franz.: paques) genannt, oder - sprachgeschichtlich jünger - von dem germanischen "Austro" her Ostern (althochdeutsch: ostara, engl. easter). Nicht sicher kann dieser Name abgeleitet werden von der angelsächsischen Göttin des Frühlings, Eostre. Möglich ist auch die Herkunft über das germanische aust (= Osten).

 

Kurzer volkskundlicher Exkurs zu Ostern

Hohe christliche Feiertage – allen voran Weihnachten und Ostern – sind gleichzeitig Hauptfeste bürgerlicher Familienkultur. Damit verbunden sind Bräuche und Traditionen, die sich im Laufe der Jahrhunderte parallel oder auch im Nachgang zu den kirchlichen Handlungen entwickelt haben und immer noch weiterentwickeln.

Palmesel
In mittelalterlichen Palmprozessionen wurde der Einzug Jesu nach Jerusalem mit einem hölzernen Esel nachgespielt. Mit "Palmesel" bezeichnet man die lebensgroße Figur "Christus auf einem Esel reitend". Für die Evangelisten hatte sich mit dieser Episode die Weissagung erfüllt: "Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel" (Sacharja 9,9). Christus auf dem Transporttier der einfachen Leute, das im Ruf steht "dumm", "geil" und "störrisch" zu sein – dies gehörte mit zur Dramaturgie des Spiels. Schon im frühen Christentum scheint diese Geschichte an den historischen Orten nachgespielt worden zu sein. Ab dem 9. Jahrhundert sind Palmeselprozessionen nachzuweisen.

Die Reformation brachte die Abschaffung der Prozessionen und die Zerstörung der Palmeselgruppen mit sich. Aber auch in katholisch geprägten Gebieten führten Aufklärung und Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum weitgehenden Verbot dieses Brauchs. In einigen Regionen wird er noch bzw. wieder gepflegt, z.B. in Saulgau in Oberschwaben. Nur ungefähr 50 Palmesel haben sich im deutschen Sprachraum erhalten, in Mitteleuropa insgesamt rund 160.
Noch etwas blieb nach der Reformation vom Palmesel übrig: Wer am Palmsonntag zuletzt aufstand, wurde als "Palmesel" geneckt.

Palmbrezel
Eine süße Palmbrezel gab es für die Kinder in evangelischen Häusern am Palmsonntagmorgen. Das Hefegebäck war ein Vorzeichen für die kommende Oster(hasen)zeit.

Osterhase
Der Hase eroberte sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts den Platz des Ostereier-Lieferanten. Außer dem Hasen waren nämlich noch andere Tiere mit Eiern zugange. In Hessen versteckte lange der Fuchs die Ostereier, in Holstein und Sachsen der Hahn, im Elsass der Storch und in der Schweiz der Kuckuck. Warum sich gerade der Hase durchsetzen konnte, bleibt letztlich ein Geheimnis.

Etwas konstruiert wirkt die Erklärung, der Ursprung liege in den Gebildbroten. Man nimmt an, dass die Ostergebildbrote ursprünglich die Form eines Oserlammes hatten. Aus einem missratenen Gebildbrot könnte ein Hase entstanden sein und den Hasen als Oster-Tier befördert haben.
Vielleicht kam dem Hasen zugute, dass er im noch kurzen Gras um die Osterzeit herum – dazu auf Brautschau – häufiger zu sehen war als zu anderen Jahreszeiten.

Wahrscheinlich ist, dass die volkstümliche Legendenbildung einfach nur die beiden Frühlings- und Fruchtbarkeitssymbole – Ei und Hase – miteinander verschmelzen ließ. Der Neubeginn des Lebens wird auch beim Fest der Auferstehung Christi gefeiert; insofern widerspricht der nicht-christliche Osterhase nicht dem christlichen Osterfest.

Osterei
Das Ei spielt lange vor dem Osterhasen eine Rolle. Zunächst waren Eier ein Pflichtgeschenk, eine Art Osterzins an die Kirche, den Grundherrn oder das Gesinde. Schon Mitte des 16. Jahrhunderts war der Ostereierbrauch in ganz Europa verbreitet. Luther schreibt in einem Brief 1545 die Bemerkung "Dreymal Ostereyer essen über dieser oder dieser Sache", womit die Zeitdauer von drei Jahren gemeint ist.

Der Brauch des Eierschenkens zu Ostern hängt eng mit der vorangehenden Fastenzeit zusammen: Spätestens seit dem 8. Jahrhundert war der Genuss von Eiern 40 Tage vor Ostern untersagt. An Ostern standen deshalb Eier im Überfluss zur Verfügung.

Zunächst verschenkte man ungefärbte Eier, dann färbte man sie rot ("Roteier") in Erinnerung an das Leiden Christi, später wurden sie bunt gefärbt und oft verziert.

Stand anfangs das Schenken der Eier im Zentrum, war es ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Verstecken und Suchen derselben. Ein "Familienbrauch" entstand, der auch als klassisches Beispiel eines "Erziehungsbrauchs" gilt. Vielerorts gehörte zum Brauchtum ein "Hasengärtlein" aus Moos oder Gras, eingezäunt mit gebogenen Weidenruten oder mit Buchszweigen. Dorthinein sollte "der Has" seine Zuckerhasen und Eier legen.

 

 

Der Pfarrer und Dichter Eduard Mörike greift den eierlegenden Hasen ironisch im Gedicht auf:

Sophisten und die Pfaffen

Stritten sich mit viel Geschrei:

Was hat Gott zuerst erschaffen,

Wohl die Henne, wohl das Ei?

 

Wäre das so schwer zu lösen?

Erstlich ward ein Ei erdacht,

doch weil noch kein Huhn gewesen,

Schatz, so hats der Has gebracht.

EDUARD MÖRIKE, 1847

 
 

Christi Himmelfahrt

 

Christi Himmelfahrt

Der Abschluss der Ostererzählung

"Nach seinem Leiden und Sterben hatte Jesus sich den Aposteln wiederholt gezeigt und ihnen die Gewissheit gegeben, dass er lebte. Während vierzig Tagen kam er damals zu ihnen und sprach mit ihnen darüber, wie Gott seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden werde."

So erzählt der Anfang der biblischen Apostelgeschichte von der Zeit nach Ostern. Mehrmals hatten die Jünger Jesu Erscheinungen des Auferstanden in verklärter Gestalt gehabt.

Davon reden ausführlicher die Schlusskapitel der Evangelien. Die Jünger haben diese Erscheinungsbegegnungen als Erweis der Auferstehung des Jesus von Nazareth von den Toten verstanden. Sie gewannen so die Überzeugung, dass Jesus zu dem Gott, den er als seinen Vater bezeichnet hatte, erhöht worden ist.

Das Ende dieser Begegnungen erzählt die Apostelgeschichte wie folgt: "Jesus sprach zu ihnen: »Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bin an das Ende der Welt.« Während er das sagte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben. Eine Wolke nahm ihn auf, sodass sie ihn nicht mehr sehen konnten. Als sie noch wie gebannt nach oben starrten und hinter ihm hersahen, standen plötzlich zwei weiß gekleidete Männer neben ihnen. »Ihr Galiläer«, sagten sie, »warum steht ihr hier und schaut nach oben? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird auf dieselbe Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt weggehen sehen!«"

So ist die Erzählung von der Himmelfahrt Jesu Christi verbunden mit dem Hinweis auf das Kommen des Heiligen Geistes. Damit wird das Pfingstfest einige Tage später zur Fortsetzung der Himmelfahrtsgeschichte. Fazit: Der göttliche Christus geht, damit er im göttlichen Geist überall bei seinen Jüngerinnen und Jüngern sein kann.

Aus dem Wissen um den Zusammenhang zwischen der Himmelfahrt Christi und der Geistsendung wurde in den ersten Jahrhunderten der Himmelfahrt Christi nur an Pfingsten gedacht. Erst seit dem 4. Jahrhundert feiert die Kirche das Himmelfahrtsfest eigenständig, nämlich vierzig Tage nach dem Auferstehungsfest, das heißt am Donnerstag nach dem fünften Sonntag nach Ostern.

 

 

Pfingsten

Pfingsten

Der Geist Gottes bringt in Bewegung

"Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer. Und er setzte sich auf einen jeden von ihnen. Und sie wurden erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen." (Apostelgeschichte 2, 1-4)

So lauten die Worte in der Bibel, die von dem erzählen, was die Freunde Jesu einige Wochen nach Karfreitag und Ostern am "Pfingsttag" erfahren haben.

Umfragen heutzutage zeigen aber, dass nur noch wenige Menschen diese Erzählung mit dem Pfingstfest in Verbindung bringen. Das mag vor allem daran liegen, dass diese Geschichte sagenhafte Züge trägt.

Das Pfingstfest der christlichen Kirchen geht terminlich zurück auf ein schon existierendes jüdisches Fest, das Wochenfest. Dabei handelte es sich um ein sieben Wochen bzw. fünfzig Tage nach Passah gefeiertes Erntefest, an dem man Gott für die ersten Feldfrüchte Dank sagte. Es hatte unter den griechisch sprechenden Juden den Namen pentekoste ("der fünfzigste [Tag]") erhalten. Durch die Pfingsterzählung aus dem Neuen Testament wurde pentekoste dann ein christliches Fest. Über die althochdeutsche Bezeichnung fimfchustin (fünfzig) leitet sich der heutige Name Pfingsten her.

In den ersten Jahrhunderten der Kirche ist mit pentekoste (Pfingsten) ein auf Ostern folgender 50tägiger Zeitabschnitt gemeint, der festlich gefeiert wurde. Im 4. Jh. n. Chr. wird Pfingsten dann ein eigenständiges Fest des Heiligen Geistes, das - gleichrangig neben Weihnachten und Ostern – immer am siebten Sonntag nach dem Auferstehungsfest begangen wird. Weil aber der Ostertermin variabel ist und immer auf den dem ersten Frühlingsvollmond folgenden Sonntag fällt, variiert auch der Termin des Pfingstfestes von Jahr zu Jahr.

Pfingsten ist oft als Geburtstag der Kirche bezeichnet worden. Und genau das ist auch der Sinn der Erzählung: Die Kirche lebt nicht aus eigener Kraft. Die Anwesenheit Gottes macht sie fähig, ihren Auftrag zu erfüllen. Dabei kann es durchaus stürmisch zugehen wie in der Erzählung geschehen. Die Gegenwart Gottes wirbelt manche fest gefügten Strukturen durcheinander.
Das Zeichen des Feuers erinnert an Läuterung und Verwandlung. Und die spontane Fähigkeit in anderen Sprachen zu sprechen, verheißt die Begabung, über normale Grenzen und Hemmnisse hinweg mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.

Pfingsten meint, Gott sprengt die engen Grenzen, die wir unserem Leben oftmals gesetzt haben und führt es in die Weite. Das kann auch heute noch geschehen, wenn wir bereit sind, uns als Teil der Kirche zu verstehen, deren Auftrag es ist, zu reden und zu handeln als Nachfolger von Jesus Christus.

Die liturgische Farbe Rot am Pfingstfest steht für das Feuer des heiligen Geistes aus der biblischen Erzählung.

 

 
 

Trinitatis – Dreieinigkeit

 

Trinitatis – Dreieinigkeit

Gedanken zu Trinitatis

Für den Glaskünstler Wolf-Dieter Kohler war "Drei-Einig-Keit" ein spannendes Wort, das er in der Stuttgarter Leonhardskirche ins "Bild" gesetzt hat.

Kohler zeigt Gott in drei "Personen", die in enger Beziehung stehen:

Die erste: Jesus, deutlich sichtbar sind die Spuren seiner Kreuzigung, aber er ist trotzdem lebendig.

Die zweite: Gottes Leben schaffende Kraft (klassisch dargestellt als Taube) schwebt über ihm und von ihm strömt neues Leben in Jesus ein.

Als dritte "Person" bringt Kohler Hände ins Bild: Wie ein Vater (oder eine Mutter) trägt Gott den grausam gestorbenen Jesus liebevoll auf Händen.

Und was haben wir Menschen von der lebendigen Beziehung dieser drei? "Gott ist quicklebendig", sagt das Bild: Und so begegnet er uns Menschen auch im Leben, nicht ein- sondern vielfältig.

     

  • Der Schöpfer aller Dinge hat auch mir das Leben geschenkt.
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  • Wie Jesus begleitet er uns durchs Leben. Er fordert uns heraus – wie seine Töchter und Söhne zu leben – auf Jesu Spuren.
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  • Er schenkt die Phantasie, Kreativität und Energie seines Geistes, die uns inspiriert, die Welt nicht zum Teufel gehen zu lassen.
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Und wenn wir einmal nicht mehr sind, dann sind die Hände Gottes immer noch für uns da.

Wolf-Dieter Steinmann, Rundfunkpfarrer beim SWR

 

 

Erntedankfest

Erntedankfest

"Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn"

Erntedankfest am Sonntag nach Michaelis

Wer sich der christlichen Gewissheit öffnen mag, dass er vieles in seinem Leben nicht sich selbst zu verdanken hat, der kann auch danke sagen.

Äpfel und Birnen, Kürbisse und Kartoffeln, Brot und Getreide - das und vieles mehr liegt am Erntedanksonntag um und auf dem Altar. Teile der Jahresernte werden hier symbolisch vor Gott gebracht. So soll deutlich werden, dass wir den Ertrag unserer Arbeit und auch den Erfolg unseres Lebens zu großen Teilen nicht uns selbst zu verdanken haben. Wir können zwar säen und ernten, rackern und arbeiten. Aber fürs Wachstum der Früchte und das Gelingen unserer Vorhaben bleiben wir auf Kräfte und Rahmenbedingungen angewiesen, die wir nicht machen können.

Große Teile der weltweiten Christenheit feiern das Erntedankfest. Aber in unserer Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft scheint für viele Menschen das Fest mit seinem landwirtschaftlichen Hintergrund weit weg zu sein. Gemüse und Milch beziehen die meisten nicht direkt von Feld und Stall, sondern künstlich abgepackt aus stets gut gefüllten Supermarktregalen. Wer aber den Kontakt zur Landwirtschaft noch hat, der weiß, dass Acker und Vieh nicht selbstverständlich das hergeben, was wir zum Leben brauchen. Wer den Kontakt zur Natur noch hält, der spürt auch, dass wir nicht beliebig eingreifen dürfen in die genetisch festgelegten Gesetze der Weitergabe des Lebens. Gelebte Spiritualität und der Ruf nach gentechnisch "optimierten" Lebensmitteln passen nicht zusammen.

Aber auch über die Lebensmittel hinaus kann das Erntedankfest neu zum Nachdenken anregen. Auf unser ganzes Menschsein bezogen kann mit dem Apostel Paulus gefragt werden: "Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?"

Erntefeste existierten schon in der Antike. Das Judentum feierte das Wochenfest an Pfingsten und das Laubhüttenfest im Herbst. Auch in vorchristlich-römischen Bräuchen sind Erntefeste belegt.

In der christlichen Kirche werden sie seit dem 3. Jahrhundert gefeiert. Aber lange Zeit gab es keinen einheitlichen Festtermin, und das hing mit den unterschiedlichen Erntezeitpunkten in unterschiedlichen Klimaregionen zusammen.

Dementsprechend gab es nach der Reformation auch in den evangelischen Kirchen Entedankfeiern zu verschiedenen Terminen. Als fester Zeitpunkt bildete sich aber bald der Michaelistag (29. September) oder einer der benachbarten Sonntage heraus. 1773 wurde das Entedankfest in Preußen offiziell eingeführt und sein Termin auf den Sonntag nach Michaelis festlegt.

Bis heute begeht die Evangelische Kirche in Deutschland an diesem Sonntag das Erntedankfest, wenn auch einzelne Gemeinden um eine Woche nach vorne oder nach hinten abweichen. Katholische Gemeinden feiern in Deutschland zumeist am ersten Sonntag im Oktober.

Ganz anders sieht es in den USA aus: Hier hat sich seit dem 19. Jahrhundert der letzte Donnerstag im November als nationaler Feiertag herausgebildet: Thanksgiving.

Stefan Wittig

 

 
 

Reformationstag

 

Reformationstag

Ein Zettel an der Uni-Pinnwand

Luthers Thesenanschlag führte zur Spaltung der abendländischen Christenheit

Der Reformationstag erinnert an das Ereignis, das die Reformation ausgelöst hat: im Jahr 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg (heute in Sachsen-Anhalt).

Ein Mönch geht mit festen Schritten auf die Wittenberger Schlosskirche zu. Die schwarze Kutte aus grober Wolle hat er tief ins Gesicht gezogen. Sein Atem dampft in der kühlen Herbstluft. Er erreicht die Kirchentür. Es ist der 31. Oktober 1517, ein Tag vor Allerheiligen.

Mit schweren Schlägen hämmert er ein Blatt an das Eichenholz. Laut hallen die Schläge wider - eine Welt gerät ins Wanken. Luthers Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg hat schon immer die (protestantische) Phantasie beflügelt. Dabei hat sich das Ereignis in Wirklichkeit viel weniger dramatisch zugetragen.

Luther war nicht nur Mönch, sondern auch Theologieprofessor. Seine Thesen gegen den Ablass sollten die Grundlage für eine akademische Diskussion an der Universität sein. Solche "Disputationen" gab es häufig zu den unterschiedlichsten Themen. Und es war üblich, dass die Thesen vorher an der Tür der Universitätskirche ausgehängt wurden. Die Tür war das Schwarze Brett der Universität, die Uni-Pinnwand sozusagen – ein alltäglicher Vorgang also.

 

Kritik am Ablasshandel

Was Luther damit auslöste war allerdings alles andere als alltäglich. Sein Thesenanschlag veränderte die Welt und läutete das Ende des Mittelalters ein. In seinen 95 Thesen kritisierte Luther den Ablasshandel der katholischen Kirche. Ablass bedeutete: Die Kirche erlässt den Menschen die Strafe für ihre Sünde, wenn sie dafür eine Geldbetrag zahlen. "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt", lautete das Angebot der Ablassprediger. Luther sagte dagegen: Nicht der Papst und die Kirche können die Menschen von Strafen nach dem Tod befreien, sondern allein Gott. Gott aber vergibt nicht dem, der der Kirche Geld bezahlt, sondern jedem Christen, der seine Sünde bereut.

Was Luther mit dieser Kritik auslösen sollte, war ihm selbst wohl kaum bewusst. Die römische Kirche reagierte umgehend und rigoros. Sie sah nicht nur ihre finanziellen Interessen gefährdet, sondern die Autorität des Papstes untergraben. Luther wurde in Rom angeklagt und der Ketzerprozess gegen ihn eingeleitet.

Auf der anderen Seite traf Luthers Kritik auf eine überwältigende Zustimmung in der Bevölkerung. Die Thesen wurden ohne Luthers Wissen gedruckt und verbreiteten sich explosionsartig in ganz Deutschland und darüber hinaus – ein echter Bestseller. Auch seine folgenden Schriften wurden den Buchdruckern regelrecht aus den Händen gerissen. In ihnen kommt noch deutlicher als in den 95 Thesen das Neue an Luthers Theologie zum Ausdruck.

 

Luthers Suche nach einem gnädigen Gott

"Wie kriege ich einen gnädigen Gott?" lautete die Frage, die Luther als Mönch ständig beschäftigt und ihm keine Ruhe gelassen hatte.

Die intensive Beschäftigung mit Paulus und dem Kirchenvater Augustin brachten Luther zu der Erkenntnis. Der Mensch muss sich Gottes Gnade nicht erst verdienen. Gott spricht den Sünder gerecht, ohne irgendwelche Voraussetzungen zu verlangen. Gottes Wort wirkt, was es sagt. Wenn Gott einem Menschen zuspricht: "Deine Sünden sind dir vergeben", dann sind sie ihm auch vergeben. Der Glaube vertraut auf diese Zusage und hält sie für wahr.

Luthers Theologie und sein Ruf nach Reformen in der Kirche fielen auf fruchtbaren Boden. Seine Anhängerschaft wuchs. Auch viele Fürsten und Städte stellten sich hinter Luther und setzten in ihren Gebieten die von Luther geforderten Reformen um. Dabei spielten auch politische Interessen eine Rolle. Die Fürsten und Städte, die sich auf Luthers Seite schlugen, taten das, um sich der Macht des Papstes zu entziehen und den Kaiser zu schwächen.

 

Zwei christliche Konfessionen entstehen

Letztlich führte der Thesenanschlag zur Spaltung der Kirche, zum Ende der religiösen Einheit des Kaiserreichs und damit zum Ende einer ganzen Epoche. Mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 gab es in Europa zwei Konfessionen: die römisch-katholische und die lutherisch-reformatorische, es gab Katholiken und Protestanten. Und die gibt es bis zum heutigen Tag.

Den Beinamen "Protestanten" bekamen die Anhänger Luthers übrigens durch den Reichstag zu Speyer 1529. Dort legten sie schriftlichen Protest dagegen ein, dass ihnen der Kaiser das Recht nahm, die religiösen Angelegenheiten in ihren Gebieten selbst zu regeln.

Andreas Föhl
Medienbeauftragter in der Prälatur Reutlingen und im Kirchenbezirk Tübingen

 

 

Buß- und Bettag

Buß- und Bettag

Buße tun heißt sich verbessern

Gedanken zum Buß- und Bettag

Buße hat bei den Menschen von heute nicht gerade Hochkonjunktur, und durch die Abschaffung des Buß- und Bettags als gesetzlicher Feiertag ist das nicht besser geworden. Dabei ist Buße etwas, was als „Reinigen des Herzens“ und des Sich-Verbesserns eigentlich jeden Tag erfolgen sollte. Eine Andacht zum Buß- und Bettag von Pfarrer Andreas Föhl.

Hägar der Schreckliche badet nur einmal im Jahr. Hägar ist ein Wikinger, von dem ich jeden Morgen eine witzige Bildergeschichte in der Zeitung finde. Neulich musste ihm seine Frau wieder einmal erklären, wozu Seife eigentlich gut ist. – Wahrscheinlich stimmt dieses Gerücht über Ritter und Wikinger und ihren jährlichen Badetag gar nicht. Aber immerhin: Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es einen einzigen Badetag in der Woche, meistens samstags. Heute duschen viele täglich. Wir sind hygienischer geworden.

Aber wie sieht es mit der inneren Sauberkeit, der Hygiene für die Seele aus? Der Prophet Jeremia hat den Menschen seiner Zeit geraten: „Wascht (auch) euer Herz!“ (Jeremia 4, 14) Für dieses „Waschen des Herzens“ kennt die Bibel ein eigenes Wort: „Buße tun“. „Buße“ ist eng verwandt mit dem Wort „besser“. Buße tun heißt also: sich verbessern. Ein besserer Mensch werden – nicht in dem Sinn, dass ich moralischen Regeln entspreche, sondern dass ich mich dem annähere, wie Gott sich mein Leben optimalerweise gedacht hat, optimal vor allem für mich.

Wie das geht? Zum Beispiel indem ich mir darüber Gedanken mache, mit welchen Verhaltensweisen ich mir und anderen schade und wie ich das ändern kann. Buße heißt aber genauso, dass ich mir überlege: Wo habe ich Schätze – Talente und Stärken –, die irgendwie verkümmern, die ich aber eigentlich nutzen könnte, für mich und für andere?

Aber während die Körperpflege immer mehr zugenommen hat, scheint es mit dem Waschen des Herzens fast umgekehrt zu sein: Buße ist aus der Mode gekommen. Dabei hat schon Martin Luther 1517 in seinen 95 Thesen empfohlen, die Menschen sollten „das ganze Leben“, jeden Tag, Buße tun, also nach einem besseren Lebensweg suchen. In den folgenden Jahrhunderten gab es deshalb in vielen Fürstentümern monatliche oder immerhin vierteljährliche Bußtage, die schließlich auf einen Tag im Jahr reduziert wurden: den heutigen Buß- und Bettag. Der ist seit 1995 als gesetzlicher Feiertag abgeschafft, und so hat die Buße noch einmal an Bedeutung verloren. Ob das gut ist für den Pflegezustand der Seele?

Hägar der Schreckliche badet nur einmal im Jahr, aber man kann es auch so sehen: immerhin badet er. Sicher ist es sinnvoll, sich öfter zu fragen: „Wie kann mein Leben besser werden?“ Aber ein fester Termin im Jahr hilft immerhin, die Frage nicht ganz zu vergessen. Mit anderen zusammen kann man sie sich heute Abend in vielen Buß- und Bettagsgottesdiensten stellen. Vielleicht gibt es auch einen in Ihrem Ort.

Andreas Föhl

 

 
 

Ewigkeitssonntag

 

Ewigkeitssonntag

Tag der Trauer, Erinnerung, Mahnung und Hoffnung

Ewigkeitssonntag am letzten Sonntag im Kirchenjahr

Der letzte Sonntag im Kirchenjahr ist ein Tag der Trauer, der Erinnerung, Mahnung und der Hoffnung. In seiner Bezeichnung als "Totensonntag" oder "Ewigkeitssonntag" bietet er Hinterbliebenen die Möglichkeit der gemeinsamen wie privaten Trauer und der Erinnerung.

In vielen Gemeinden wird im Gottesdienst der Gemeindemitglieder gedacht, die im Laufe eines Kirchenjahres verstorben sind. Ihre Namen werden im Gottesdienst verlesen und sie werden in die Fürbitte eingeschlossen. Auf Friedhöfen und in Friedhofskapellen werden an diesem Sonntag spezielle Gottesdienste zum Totengedenken gefeiert. Der Zuspruch der Auferstehungshoffnung ist tröstender Inhalt dieser Feiern. Viele Hinterbliebene suchen am Totensonntag die Gräber ihrer Verstorbenen auf. Gleichzeitig ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr eine Mahnung an die Lebenden, sich die Begrenztheit des eigenen Lebens zu vergegenwärtigen. Ein kalendarisches Zeichen der Hoffnung trägt der Ewigkeitssonntag in seiner Stellung vor dem 1. Advent. Mit dem 1. Advent beginnt das Kirchenjahr neu. Ein Zeichen dafür, dass der Tod nicht das Ende ist. Gott schenkt neues Leben. Christus hat den Tod besiegt. Im Advent wartet die Christenheit auf sein Kommen.

Christian Tsalos

 

 
Kreuz